Ein weiterer Schritt in Richtung sicherer Radrouten zur Schule
Der Landkreis und die Stadt Gießen engagieren sich für sichere Schulwege und entwickeln ein umfassendes Schulradroutennetz. Fünf Beiräte besetzt mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Schule und Verkehr aus dem Landkreis und der Stadt Gießen haben sich nun getroffen, um mit ihrem lokalen Wissen den vorgelegten Entwurf für ein Schulradroutennetz zu prüfen und weiterzuentwickeln. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das Netz die sichersten Abschnitte der bestehenden Radinfrastruktur berücksichtigt. Begleitet wurden die Beiräte von Christopher Lipp, Schuldezernent des Landkreises Gießen, sowie Francesco Arman, Schuldezernenten der Stadt Gießen, und Alexander Wright, Verkehrsdezernenten der Stadt Gießen. Das Projekt stellt für die Region einen bedeutenden Schritt zur Förderung einer sicheren und nachhaltigen Schulmobilität dar.
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Viele Kinder und Jugendliche werden täglich mit dem Auto zur Schule gefahren, obwohl sie laufen, mit dem Fahrrad oder dem Bus fahren könnten. Schülerinnen und Schülern mangelt es in der Folge häufig an Selbstständigkeit. Im Verkehr und im Schulumfeld entstehen außerdem oft problematische Situationen durch den Hol- und Bringverkehr. „Jeder Schulweg, der nicht mit dem Auto zurückgelegt wird, fördert die Bewegung und trägt gleichzeitig zum Klimaschutz bei“, berichtet Landrätin Anita Schneider, „es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass Kinder und Jugendliche sicher und eigenständig unterwegs sein können. Dafür benötigen wir nicht nur eine adäquate und sichere Verkehrsinfrastruktur, sondern auch ein umfassendes schulisches Angebot zur Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung. Gleichzeitig sind auch die Eltern gefordert, ihre Kinder zu ermutigen, selbstständig zu gehen oder zu fahren.“
Erarbeitung des Netzes erfordert enge Zusammenarbeit
Landkreis und Stadt Gießen haben beschlossen, die schulische Mobilität umfassend zu fördern, um den Schülerinnen und Schülern eine gesunde und umweltschonende Fortbewegung zu ermöglichen. So wird für das gesamte Stadt- und Kreisgebiet ein Schulradroutennetz entwickelt, das basierend auf der bestehenden Radinfrastruktur möglichst sichere und effiziente Wege zu den Schulen aufzeigt.
„Mit dem Schülerradroutenplaner möchten wir Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern ein Hilfsmittel an die Hand geben, um den Schulweg mit dem Fahrrad und damit die Selbstständigkeit von Kindern und Jugendlichen zu fördern,“ erklärt Christopher Lipp, Schuldezernent des Landkreises. „Indem wir möglichst sichere Radrouten für Schülerinnen und Schüler ausweisen, möchten wir einen Beitrag zur Förderung des Radverkehrs als Teil der Alltagsmobilität leisten.“
Um das entwickelte Schulradroutennetz für alle 33 weiterführenden Schulen und sieben Pilot-Grundschulen in höchster Qualität zu sichern, wurden die Schulen, die Kommunen im Einzugsgebiet, Mobilitätsverbände und -initiativen sowie die zuständigen Mitarbeitenden der Stadt- und Kreisverwaltung eingeladen, sich aktiv in den Prozess einzubringen. Im Rahmen dieses Vorhabens wurden in den vergangenen beiden Wochen sogenannte Schulradroutenbeiräte einberufen, um den Entwurf des beauftragten Verkehrsplanungsbüros Planersocietät aus Dortmund zu prüfen und weiterzuentwickeln.
Die Planung eines professionellen Radroutennetzes erfordert vor allem tiefgehende Ortskenntnis. Denn die Schülerinnen und Schüler sowie die Expertinnen und Experten vor Ort kennen die Wege zu den Schulen am besten und werden diejenigen sein, die das fertige Schulradroutennetz nutzen. „Die enge Zusammenarbeit zwischen den Schulen, Kommunen und anderen Akteuren ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Projekt. Nur durch diese Beteiligung können wir sicherstellen, dass das Schulradroutennetz auch alltagstauglich wird“, betont Francesco Arman, Schuldezernent der Stadt Gießen. „Es freut mich, dass sich alle Beteiligten so engagiert einbringen und gemeinsam Lösungen entwickeln, die weit über die schulischen Grenzen hinausgehen.“
Verfahren zur Erstellung von Schulradroutennetzen in Hessen mehrfach erfolgreich umgesetzt
„Die Teilnahme an diesem Projekt bietet dem Kreis, der Kommune sowie unseren Schulen zahlreiche Vorteile“, berichtet Alexander Wright, Verkehrsdezernent der Stadt Gießen. „In den Beiräten kamen Akteure aus der Schul- und Verkehrswelt zusammen und schufen nachhaltige Kommunikationswege, die wir später für weitere Projekte zur schulischen Mobilität nutzen können. Gleichzeitig erhalten wir wertvolle Hinweise zur Verbesserung unserer Fahrradinfrastruktur.“
Ziel dieser Beiräte war es, die Routenvorschläge abzustimmen, die später im Internet unter www.schulradrouten.de veröffentlicht werden. Die Routen werden auf der bestehenden Radinfrastruktur ausgewiesen, wobei auf Stellen hingewiesen wird, die eine besondere Aufmerksamkeit erfordern. Diese erarbeiteten Aufmerksamkeitspunkte sollten vor der Nutzung des Schulwegs mit dem Rad von Eltern oder Lehrkräften mit den Schülerinnen und Schülern besonders besprochen und die Strecke gemeinsam eingeübt werden.
Das Verfahren zur Erstellung von Schulradroutennetzen wurde in Hessen bereits mehrfach erfolgreich umgesetzt. „Damit haben wir eine solide Grundlage für mehr Vertrauen in das Fahrrad als Verkehrsmittel zur Schule geschaffen – auch auf Elternseite. Vor allem freuen wir uns, dass erstmals auch für ausgewählte Grundschulen Radschulwegepläne erstellt werden. Diese Initiative geht von den sieben Bikeschools in Stadt und Landkreis Gießen aus. Da Grundschülerinnen und -schüler ganz andere Bedürfnisse für einen sicheren Weg zur Schule per Rad haben, betreten wir hier mit diesem etablierten Programm fachlich Neuland“, erklärt Heike Mühlhans, Geschäftsführerin der Gesellschaft für integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement (ivm).
Das Schulradroutennetz wird in enger Zusammenarbeit mit der ivm sowie der Planersocietät, einem deutschlandweit aktiven Planungsbüro, geplant und entwickelt. Die Schaffung von Schulradroutennetzen ist ein wesentlicher Bestandteil des Fachzentrums Schulisches Mobilitätsmanagement, das 2018 vom Land Hessen im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) ins Leben gerufen wurde, um die eigenständige und sichere Mobilität von Schülerinnen und Schülern zu fördern. Das Fachzentrum, das bei der ivm angesiedelt ist, unterstützt hessische Schulen, Schulträger und Kommunen bei der Umsetzung von Maßnahmen im Bereich des schulischen Mobilitätsmanagements.